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Medaille glänzte in der Sommersonne der Anden
Bei der Weltmeisterschaft vor 50 Jahren in Chile holte der Oberstdorfer Franz Vogler Bronze in der Abfahrt
Wenn sich in der noch jungen Weltcup-Saison die jungen deutschen Skifahrer in den Speed- Disziplinen den Hang hinunterstürzen, schaut einer in Oberstdorf ganz besonders interessiert hin und denkt an die eigenen Erfolge zurück. Lang ist´s her, aber nicht unvergessen, denn Oberstdorf hat nicht nur Weltmeister Hansjörg Tauscher, der 1989 in Vail mit seinem Sieg in der Abfahrt die Welt überraschte. Oberstdorf hat auch Franz Vogler. Und der holte sich vor 50 Jahren die Bronzemedaille in der Abfahrt, mitten in einem illustren Feld mit bekannten Namen wie Willy Bogner, Luggi Leitner oder Karl Schranz. In Portillo fand 1966 zum ersten und einzigen Mal in Lateinamerika eine Weltmeisterschaft statt, im August, mitten im europäischen Sommer.
„Schnell gefahren sind wir damals auch“, lässt sich Franz Vogler nicht ein auf Diskussionen um heutige Top-Material und immer schnellere Pisten und Gefahren. Gerade bei den Abfahrtsskiern habe sich in all den Jahren nicht viel getan. Die Rennbretter seine wie eh und je 2,25 Meter lang und in die Höchstgeschwindigkeiten von 120 Stundekilometern könnten noch gut mit denen von Kitzbühel konkurrieren. „Einen wesentlichen Unterschied gibt es da nicht“, meint der heute 71-Jährige. Vollkommen anders als heutzutagelief jedoch für Vogler in der Vorbereitung auf das Ereignis, das ihm seinen größten Erfolg bescherte. „Das war schon eine besondere Geschichte“, erinnert sich der Oberstdorfer an seinen „Quereinstieg“ in das deutsche A-Team. Den Weltcup gab es damals noch nicht, und der Architekturstudent aus Oberstdorf war bis dahin in FIS-Rennen der Kategorie 1B unterwegs. „Das ist vergleichbar mit dem heutigen Europacup und meine Resultate waren nicht so hervorragend, dass ich mich für die 1A-Serie empfohlen hätte“, hilft Vogler bei der Einordnung.
Doch dann sah er an einem Sommertag in einem Münchner Biergarten Fritz Wagnerberger sitzen. Der damalige Präsident des deutschen Skiverbandes (DSV bat den jungen Mann an den Tisch und die beide führten ein gutes Gespräch. Am Ende meinte Wagnerberger „Schau mal, Franz, ob du dich freimachen kannst für die WM-Vorbereitung am Gletscher.“ Diese Chance ließ sich der 21-Järhige nicht entgehen In den Trainingseinheiten von Val d´ Isere und Alp d ´Huez spürte er , dass er die Burschen aus der eigenen Mannschaft „ganz gut im Griff“ hatte. Danach stand fest, dass er als siebter Mann im Team mit nach Chile durfte. Die Sache hatte jedoch einen entscheidenden Haken. Die Reise zur WM hätte Vogler selbst bezahlen müssen, ein für den Studenten unerschwinglicher Traum. Doch wieder kam Hilfe von unerwarteter Seite.
DSV-Trainer Sepp Behr wandte sich an den Skiclub Oberstdorf und fand auf diese Weise Sponsoren, die den jungen Skifahrer auf die Reise schickten. „Ich weiß bis heute nicht, wo überall ich mich bedanken muss“, erzählt Vogler. Damals zeigte er sich jedenfalls mit einem großartigen Erfolg erkenntlich: Die Bronzemedaille in der Abfahrt von Portillo holte er nach Oberstdorf. Schneller waren nur die seinerzeit alles überragenden Franzosen Jean-Claude Killy und Leo Lacroix. Vogler fährt auch heute noch gern Ski. „Nicht mehr so viel, aber immer noch schnell“, meint er schmunzelnd. Er habe beruflich zu viel zu tun, um all zu oft auf die Piste zu gehen. Und an den Ruhestand denkt der Architekt überhaupt noch nicht. „Ich war als junger Mann so oft auf den Skiern, da muss ich nun eben beruflich nachsitzen“, lacht er.
Text: Elke Wiartalla